Massenmediation - Skizze der Informationstechnischen Grundlagen
Es gab auf dem Move-Utopia 2019 einen Konflikt, in den immer mehr Leute reingezogen wurden, der schon zwei Jahre existierte. Das hat eine Größenordnung von mehreren hundert Leuten. Einen zentralen Prozess zu verwenden, um eine Mediation hier zu machen, skaliert vielleicht nicht, da nicht klar, ist, wer alles wie involviert ist und wie alle erreicht werden können. Gleichzeitig kann man nicht das ganze Camp stilllegen, um mit allen für Stunden in einem Kreis zu sitzen. Dieser Prozess findet nicht genug freiwillige Unterstützung und Essen wird auch wichtig, wenn da tausen Leute involviert sind.
Dieser Prozess wird hier skizziert, mehr um Anforderungen und mögliche Skalierungsmöglichkeiten darzustellen. Es gibt mit ziemlicher Sicherheit schon viele Situationen, in denen eine solche große Mediation zwischen Gruppen passierte. Diese werden hier nicht betrachtet und evaluiert, sind aber wichtig und als Related Work zu betrachten.
Umgebungsanalyse
Der Konflikt ist vielschichtig:
- Jahre Zeit der Entstehung
- Immer neue Leute kommen dazu, die davon erfahren und ihn weiter tragen, die nicht zugänglich sind
- eine Masse von bis zu 700 Menschen, auf die es sich am Ort auswirkt.
- viele Aufgaben nebenher
- Bereitschaft, sich mit dem Konflikt auseinander zu setzen, sofern Grenzen eingehalten werden.
Prozessanalyse
Es gab einen ersten Mediationsprozess zwischen den Gruppen. Das heißt, wichtige und nicht-wichtige Personen im Konflikt waren anwesend. Von einer Teilnehmerin habe ich erfahren, dass sie ganz zufrieden mit dem Ergebnis war. Daraus schließe ich, dass sie meinte, ein gegenseitiges Verständnis sei aufgebaut worden.
Bei der Mediation und aufgrund der Menge der betroffenen Personen sehe ich folgende Herausforderungen:
- Es sind viele Gruppen beteiligt.
- Ist der Konflikt in einer Person einer Gruppe geklärt, heißt das nicht, dass es für die Gruppe geklärt ist.
- Es können Gruppen vergessen werden.
Andere Prozesse
Es gab viele andere Prozesse zur Konfliktlösung, die auf dem Festival stattfanden.
Anforderungen an einen Prozess
Um jeder Person den Zugang zur Klärung des Konfliktes zu geben, ist es nicht möglich, alle Personen in einen großen Kreis zu setzen. Vielmehr können wir hier auf die impliziten sozialen Strukturen vertrauen. Diese können explizit gemacht werden, was im Abschnitt “Vorbereitende Maßnahmen” erläutert wird. Im Abschnitt “Massenmediationsprozess” wird eine Prozess skizziert, der die Anforderungen auffängt.
Grundlagen
Peer-Learning bezeichnet einen Prozess, bei dem die Teilnehmer einer großen Gruppe nicht zentral die Informationen aufnehmen, sondern bei dem die Informationsmengen in kleinen Gruppen ausgetauscht und erklärt werden. Das hat den Vorteil, dass die Sprache und Denknähe in der Gruppe höher ist und eine effizientere Kommunikation in der Größe stattfinden kann, als frontal geschehen könnte.
Redeschwellen sind Inhalt von Fragen, die darauf abzielen, aus einer Gruppe Menschen eine Auswahl nach persönlihcer Gesichtung zu treffen. Eine solche Frage ist z.B. “Wer kann etwas sagen, das sie/er braucht, um ohne offene Fragen aus dem Raum zu gehen?” oder “Wer hat Einwände, die gehört werden müssen und ohne die es sich für sie/ihn nicht lohnt, weiter im Raum zu bleiben.” Schlechte Schwellen sind oft “Wer kann damit leben?”, weil z.B. meistens Leute nicht sterben, wenn sie ein Plenum verlassen.
Mir ist eigendlich unklar, wie eine Mediation abläuft. Meine Anforderung dabei ist allerdings, dass die Gruppen danach in einem Redekreis zusammenkommen und der Konflikt hier für alle sichtbar geklärt wird.
Ein Restorative Circle bezeichnet einen moderierten Redekreis, der darauf abzielt, dass die Personen, die an einem Konflikt Teil haben, sprechen können. Dabei ist das Ziel
Massenmediationsprozess
Der Massenmediationsprozess wurde durch durch eine Mediation auf dem Festival schon begonnen. Personen verschiedene Personen aus verschiedenen Gruppen haben sich in einem Mediationsgespräch zusammengefunden, das erheblich zur Klärung beigetragen hat. Der Prozess wurde beendet und ein größeres Einvernehmen wurde beobachtet.
Übergang in die Gruppen
Nach der ersten Mediation sind Repräsentanten einiger Gruppen in der Lage Teile der Klärung an ihre Gruppen weiterzugeben. Das kann mehr oder minder gut funktionieren. Ob es funktioniert hat, ist unklar, unsicher und mit der Menge der Personen auf dem Festival sinkt die Wahrschreinlichkeit.
Um eine Gesamtklärung, ob es funktioniert hat, herbeizuführen braucht es nochmal ein Zusammenkommen aus den Gruppen. Dafür entsenden die Gruppen die Personen möglichst erneut, die schon ein Verständnis der Situation haben, damit die folgende Mediation das Wissen aus der ersten enthält sowie die Personen, für die der Konflikt immernoch am unklarsten ist. Dafür braucht es eine Pause zwischen den Mediationen, die dafür auch genutzt wird.
Nächste Mediation
Die Mediation beginnt damit, dass beim Ankommen geschaut wird, welche Gruppen wie vertreten sind. Welche Gruppen fehlen und sollten noch dazugeholt werden?
Dann geschieht eine zweite Mediation, in der es immer wieder Zeit gibt, damit die Entsandten der Gruppen miteinander reden können. Das gibt ermöglicht, dass das Wissen aus der ersten Mediation mit dem Wissen aus der zweiten gemischt wird. “Bevor es Redebeiträge in der großen Gruppe gibt”, so werden Personen, die neu dazu gekommen sind, gebeten, “redet mit denen, die beim ersten Mal dabei waren.”
Die Pausen zum Miteinanderreden und der Prozess in der Gesamtgruppe ergänzen sich zu einem schnelleren Prozess, da bestehende Fragen in den kleingruppen ausdifferenziert werden.
Hinzufügen und Herausbitten von Gruppen
Es können Gruppen sich von Prozess entfernen, wenn für sie alles friedlich ist. Allerdings sollten sie immernoch am Abschluss teilhaben, um das Gesamtergebnis zu betrachten und darin Sicherheit zu haben, wie sie zu anderen Gruppen stehen. Gruppen können wieder hereingebeten werden, wenn sie zum Beobachten wichtig sind oder sich gerausgestellt hat, dass andere Klärung von ihnen möchten.
Gesamtprozess
Der Prozess in den Gruppen, in eine Mediation und den Gesamtkreis werden solange wiederholt, bis ein Gesamtkreis entsteht, in dem eine Klärung da ist.
Der Gesamtprozess kann immer wieder angestoßen werden. Es bleibt die Hoffnung einer Konvergenz wenn die Schwellen angepasst werden, z.B. zu “Wer möchte zu dieser Zeit lieber das Festival verlassen, als zu bleiben?”
Gesamtkreis
Im Gesamtkreis werden alle Gruppen angehalten, alle in einen Gesamtkreis zu entsenden, in dem die Redeschwelle angemessen für die Situation ist, z.B. “Wer sucht Klärung, z.B. von einer Person?”, “Wer kann nicht in Frieden rausgehen, wenn wir jetzt Schluss machen?”
Vorbereitende Maßnahmen
In Affinity Groups finden sich Personen zusammen, die zufällig oder zusammengehörig sind. Die Gruppen können z.B. eine Größe von ca. 10 Personen haben. Ziel ist es hier, ein Ansprechparter, je 1/Gruppe, zu haben und Zeit in den Gruppen einzuräumen, um die sozialen Verbindungen zu stärken, die nötig sind, um in einem Konflikt zusammenzuwachsen.
Es braucht eine Schlulung in ein Vertrauen in diesen Gesamtprozess, damit dieser von den Personen auch getragen werden kann. Dazu ist es wichtig, eine Kommunikation an alle und auch an die Affinity-Groups zu geben, an wen man im Konfliktfall sich wenden kann. Dabei ist zu beachten, dass die Sozialzeit essentiell ist, damit diese Gruppen funktionieren. Diese darf nicht durch Organisationskommunikation erschöpt werden, da sonst im Konfliktfall das Festival auseinanderbricht.
Die Personen im Prozess und die Leiter der Konfliktprozesse, die das Wissen mitbringen, brauchen besonderen Schutz ihrer Ressouren, um das System am Laufen zu erhalten. Sollte hier eine Erschöpfung stattfinden, ist das ein Alarmzeichen für die Gemeinschaft, da zukünftige Konflike nicht ebentuell nicht die Strukturen finden, um geklärt werden zu können.