Nicco Kunzmann

Essays

Achtsamkeit, Gewalt und was man tun kann

Achtsamkeit, Gewalt und was man tun kann

Wenn ich im Englischen anschaue, was “voilence” auf Deutsch heißt, sind es viele Worte mit “Gewalt” drin. https://dict.leo.org/german-english/violence https://dict.leo.org/german-english/violence Hingegen, wenn ich “violate” nachsehe, komme ich auf brechen, verletzen, missachten, stören, … . https://dict.leo.org/german-english/violate Das sind alles Worte, die kaum für sich stehen können. Was wird gebrochen, übertreten, missachtet? Zu sagen, dass etwas Gewalt ist, ist also nur die Hälfte der Arbeit, die es braucht, um die eigene Perspektive der waltenden Seite verständlich zu machen.

Das Wort Gewalt zu verwenden, ohne sich der halben, bedeutungslosen Natur dieses Wortes bewusst zu sein, kann spaltend, das Verständnis Störend und somit wieder Gewaltvoll sein. Mir ist wichtig, dass mit dem Wort Gewalt auch benannt wird, was übertreten, gestört, verletzt, missachtet wird. Nur dann können wir verstehen und lernen und achten.

Notiz: Empfehlung: Eine objektive Beobachtung im Sinne der 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation.

Jede Tat ist eine Gewalt, weil sie etwas verändert, was danach nicht mehr so ist und weil sie sich sprachlich als Veränderung (Verb) beschreiben lässt. Somit stelle ich mir bei dem Wort Gewalt die Frage nach dem Bezug: Was ist es, das ich verletzen möchte? Wenn ich auf ein Blatt Papier schreibe, störe ich meine Wahrnehmung und Modell eines weißen Papierblattes. Das ist für mich akzeptable Gewalt. Der Bezugsrahmen könnten für mich meine Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer sein. Das ist Mensch-zentriert. Auch kann ich auf das Leben sehen und schauen, ob es dem Leben dient, was ein weiterer Bezug ist. Diese Achtung sprachlich dem Waltenden anzubieten, kann diesem helfen, zu verstehen und somit selbst zu achten.

Durch Achtsamkeit erkenne ich Gewalt. Es heißt aber nicht, dass ich in der Lage bin, diese auch auszudrücken, sodass andere meine Worte verstehen. Wo ich nicht achte, walte ich unachtsam, missachte also, ohne es zu erkennen, ohne Gewalt zu sehen. Wenn ich eine gewaltvolle Situation sehe, dann ändere ich nichts, wenn ich sage, dass es Gewalt ist, die ich sehe. Erst wenn die Person, die die Gewalt ausüber versteht, was ich achte, dann kann sie in Zukunft darauf achten. Also kann ich Gewalt nur druch Verständnis entgegnen. Positiv Formuliert: Wenn die andere Person meine Achtsamkeit versteht, kann sie sie lernen und anwenden. Nochmal geschwurbelt näher am Wort: Eine Begegnung mit Gewalt mit dem Ziel, diese in Achtsamkeit zu verwandeln, kann also niemals mit der Bezeichnung “Gewalt” enden sondern beinhaltet, dass Walter und Verwalteter verstehen und lernen, zu achten. Achtsamkeit ist der Schlüssel zur Gewaltfreiheit.

Nachtrag: Wenn ich das so lese, denke ich eigendlich, dass es sehr offensichtlich ist und wie störend unsere Sprache eigendlich ist, zu verstehen, was wir tun.